Aus der Not um 1900 geboren – Nordhalben war wie heute eine arme Gemeinde – legte der damalige Pfarrer, welcher ebenfalls Landtagsabgeordneter war, den Grundstein für die Klöppelschule. Ihr Zweck war, Mädchen und Frauen das Klöppeln beizubringen, um die Familienkassen durch Heimarbeit aufzubessern. Eine entscheidende Rolle spielte dabei ein Plauener Gardinen- und Spitzenfabrikant, der in die Nordhalbener Geschichtsschreibung als Wohltäter des Ortes einging, wenngleich seine Motive rein geschäftlicher Natur waren, wie aus dem Vertrag, den er mit dem Arbeiterbeschäftigungskomitees des Landes Bayern abschloss, hervorgeht: “Herr Krantz verpflichtet sich, eine Lehrerin für die Schule zu stellen, welche geeignet ist, gründlich und ordentlich Unterricht im Klöppeln zu erteilen“.
Am 14. September 1903 fand unter Leitung von Frau Minna Maria Richter aus Hammerunterwiesenthal der erste Klöppelkurs im Gasthaus „Zum schwarzen Roß“ statt. Bis 1940 wurden in Nordhalben ausschließlich Spitzen nach erzgebirgischen Vorbild geklöppelt. Die Farbe der Spitzen war weiß oder ecru (naturfarben). Hauptsächlich wurden Meterspitzen geklöppelt, aber auch Einsätze für Tisch- und Bettwäsche. Die Hauptaufgabe der Schule haben sich in über 100 Jahren von einer reinen Produktionsstätte zu einer Freizeiteinrichtung gewandelt.
Viele Klöppelschulen wurden, wie auch in Nordhalben, aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus gegründet aber später, wenn es sich finanziell nicht mehr gelohnt hat wieder geschlossen. Der Marktgemeinde Nordhalben gelang es bisher die Einrichtung über diesen langen Zeitraum am Leben zu erhalten und vor allem immer mit Leben zu erfüllen. Durch die Fertigkeit und Kreativität qualitativ hochwertige Arbeiten zu leisten, ist die Klöppelschule Nordhalben zum kulturellen Aushängeschild der Region geworden.
2016 feierte die Klöppelschule “30 Jahre Internationale Spitzensammlung”. Im Lauf der Jahre entstanden thematische Ausstellungen wie “Eine Reise durch Oberfranken“ oder „Land der Bayern“, die sich mit der klöppeltechnischen Umsetzung von Landschaften, Bauwerken und bedeutenden Persönlichkeiten aus Oberfranken bzw. aus dem Freistaat Bayern beschäftigten. Sie fanden auch als Wanderausstellungen große Resonanz.
Sowohl Zeugnisse aus diesen Anfängen als auch kreative und aktuelle Erzeugnisse der Schule, welche sich neuerdings
DAS Klöppelmuseum – Kreativ – Lebendig – Spitze – nennt, sind dort dauerhaft zu sehen und zu „erleben“. Mit Frau Beate Agten, der Leiterin, steht dem Interessierten eine fachkundige Kraft mit umfassendem Wissen und Können zur Verfügung.